23.07.2011, LVZ/Leipziger-Volkszeitung: Ländliche Regionen besonders betroffen / Nachfrage in Großstädten

Leipzig. Die Kleingartenvereine in Sachsen und Sachsen-Anhalt haben kaum noch Zulauf. Vor allem in den ländlichen Regionen sind viele Parzellen unbewirtschaftet. Nur in Ballungsgebieten steigt die Nachfrage nach den Gärten. Von Michael Dick und Gina Apitz

In Oschatz etwa sind 14,4 Prozent der Parzellen leer; in Döbeln wird jeder fünfte Kleingarten nicht mehr beackert. In Neukieritzsch (Kreis Leipzig) wurden sieben Gärten zu einer Freifläche umgestaltet - drei nutzt das Jobcenter Leipzig, und in einer Parzelle hat eine Kindertagesstätte einen kleinen See angelegt.

Leere Gärten - diese Sorge beschäftigt auch die Kleingärtner in Sachsen--Anhalt. "Der demographische Wandel schlägt bei uns voll zu", sagt Armin Matzke, Präsidiumsmitglied des Landesverbands der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt. "Den Wegzug von zwei Generationen können wir nicht kompensieren." Viele junge Leute seien der Arbeit hinterhergezogen. Sachsen-Anhalt hat seit 1990 eine halbe Million Einwohner verloren. Der Wegzug mache sich im Osten Deutschlands besonders bemerkbar, da die Kleingartendichte dort seit jeher hoch sei, erklärt Theresia Theobald vom Bundesverband der Gartenfreunde.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings: Junge Familie finden zunehmend wieder Geschmack am eigenen Garten. Das ist vor allem in Großstädten der Fall. Nur 2,1 Prozent freie Parzellen gibt es in Ballungsgebieten wie Leipzig. "Wir haben immer mehr Anfragen von Familien mit Kindern", erklärt Günter Mayer, der Sprecher des Stadtverbandes.

Man bemühe sich deshalb, die Gärten "familienfreundlicher" zu gestalten. Zum Beispiel, indem öffentlich zugängliche Spielplätze und Wiesen angelegt oder Sandkästen gebaut werden dürfen. Vereine, die den Familien auf diese Weise entgegenkommen, "verzeichnen einen guten Mitgliederzuwachs".

Von den 40000 Gärten in der Stadt Leipzig stünde trotzdem "eine ganze Menge" leer. Genaue Zahlen dazu waren nicht zu erfahren. "Verglichen mit anderen Gegenden in Sachsen haben wir aber keine riesigen Sorgen", sagt Sprecher Mayer. Sachsens Kleingartenverband hat seit 1996 insgesamt 15000 Mitglieder verloren. "Wir sind mit 215000 Pächtern immer noch der mitgliederstärkste Verband in Deutschland", erklärt Präsident Peter Paschke.

Quelle: LVZ/Leipziger-Volkszeitung, 23.07.2011, S. 1

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